Ulme
563 Wörter, 4'158 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Ulme,
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Ulme
(Ulmus L.) oder Rüster, Pflanzengattung aus der Familie der Ulmaceen (s. d.) mit 16 in der nördlichen gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten, der Mehrzahl nach stattliche Bäume, die am Grunde ungleichseitige gesägte Blätter, vor dem Laubausbruch erscheinende, büschelig angeordnete unscheinbare Zwitterblüten und einsamige, mit einem breiten, netzaderigen Flügelsaum umgebene Nüßchen besitzen. Die bald gestielten, bald festsitzenden Blüten haben eine einfache, glocken- oder kreiselförmige Hülle (ein Perigon) mit drei- bis neunspaltigem Saume und ebenso viele aus der Hülle hervorragende Staubgefäße [* 3] mit braunvioletten Beuteln, weshalb die Blütenbüschel von weitem fast schwarz aussehen.
Blütezeit im März und April, Fruchtreife Ende Mai oder im Juni, bald nach der Entwicklung der Blätter. In Deutschland
[* 4] kommen
drei Arten wild vor: Ulmus campestris L., Ulmus montana With. und Ulmus effusa Willd. Die
erstgenannte Art, die Feldulme
oder Feldrüster (Rotulme
), früher oft mit der zweiten verwechselt, hat
dicke, fast lederartige, oberseits glatte, unterseits nur in den Nervenwinkeln behaarte Blätter, rundliche Flügelfrüchte,
deren Kern (das Nüßchen) in der vordern Hälfte des kahlen, nicht gewimperten Flügels liegt.
Hinsichtlich der Form und Größe der Blätter variiert sie außerordentlich, hat daher viele botan. Namen. Ältere Stämme
und Äste haben eine dunkle, tief-, aber kurzrissige Borke. Diese Art ist namentlich in der südlichern Hälfte Europas heimisch.
Eine Varietät derselben ist die Korkulme
(UImus suberosa Mönch), mit korkig geflügelten Zweigen und Ästen und ziemlich
dicker, aufgesprungener Korkrinde an den Stämmen. Diese auffallende Korkbildung zeigen mitunter auch andere Ulme
narten,
namentlich deren Stockausschläge. Eine zweite Varietät mit
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ganz pyramidenförmiger Krone wird als Ulmus fastigata bezeichnet. Die Bergulme
, durch beiderseits sehr scharfhaarige, dünnere,
aber meist größere Blätter und längliche Früchte, deren Kern in der Mitte des ebenfalls nicht gewimperten Flügels liegt,
von voriger unterschieden, ist die in Deutschland gemeinste Ulmenart
und durch ganz Mittel- und einen großen Teil
von Nordeuropa verbreitet. Die Rinde der ältern Stämme und Äste ist seicht langrissig. Beide Ulme
narten tragen die Blüten
in dichten halbkugeligen Büscheln. Die Flatterulme unterscheidet sich durch die langgestielten, lockere, unregelmäßige Büschel
bildenden Blüten und die kleinen länglichen Früchte, deren Kern in der Mitte des gewimperten Flügels liegt. Die Blätter
sind am Grunde meist sehr schief herzförmig, oberseits glatt und kahl, unterseits weißhaarig. Die Rinde des Stammes blättert
sich in flachen, dünnen Stücken. Heimisch ist sie besonders in Mitteleuropa.
Die Abbildung auf Tafel Laubhölzer: Waldbäume III, zeigt in
[* 5]
Fig. 4 eine Bergulme
als Baum, außerdem: 1 blühende Triebspitze, 2 Einzelblüte, 3 Stempel, 4 Frucht
(von der Seite und von vorn im Durchschnitt), 5 Triebspitze mit Fruchtbüschel und jungem Laubtrieb, 6 Trieb mit zwei Blüten
und drei Laubknospen, dann von der Flatterulme
[* 5]
Fig. 5 blühende Triebspitze,
[* 5]
Fig. 6 Einzelblüte,
[* 5]
Fig. 7 Stempel,
[* 5]
Fig. 8 Einzelfrucht
eines Fruchtbüschels.
Alle haben ein festes, hartes, schwerspaltiges Holz.
[* 6] Nur das der Feldulme
wird vielfach von Wagnern, Tischlern,
Drechslern u.s.w. gern verarbeitet, früher zur Herstellung von Kanonenlafetten verwendet; die innere Rinde dieser und
auch anderer Arten wird ihres Gerbstoffgehaltes wegen medizinisch als adstringierendes Mittel gebraucht. Die sind den Angriffen
mancherlei Insekten,
[* 7] namentlich verschiedener Blattläuse ausgesetzt. Sie beanspruchen einen humosen Boden,
kommen bei uns namentlich in Buchenwäldern eingesprengt, an Flußufern, Waldrändern, seltener in reinen Beständen vor.
Der unmittelbar nach dem Reifwerden gesäte Same keimt in drei bis vier Wochen, die junge Pflanze wird in demselben Jahre
noch 10-20 cm hoch. Überwinterter Same verliert oft die Keimkraft.
Ulme
oder Wange, im Bergbau [* 8] Bezeichnung für die Seitenstöße eines Stollens oder einer Strecke. (S. auch Gang, [* 9] bergmännisch.)