Gattung der
Abietineen,
Bäume mit viereckigen, selten seitlich
zusammengedrückten, mehr oder weniger rings um den
Zweig herumgestellten, gleichfarbigen, einzeln stehenden
Nadeln
[* 3] und überhängenden
Zapfen
[* 4] am Ende derZweige mit bleibenden, nicht an der
Achse des
Zapfens sich lösenden Zapfenschuppen. Die
gemeine Fichte
(Rottanne,
Pechbaum,
Pechtanne, A. excelsaLam.,
PinusAbiesL.,Picea vulgaris s. excelsaLk.,
PinusPiceaDur., s. Tafel),
einer der schönsten Waldbäume, von pyramidenförmigem Wuchs, mit rötlichbraunem
Stamm, der schließlich unregelmäßig,
aber nie tief gefurcht ist, sich an der
Basis nicht von selbst von seinen Hauptästen reinigt und 44-48,
selbst 64 m hoch wird.
Die untern Hauptäste hängen oft über, die
Zweige sind meist unbehaart; die 12-22
mm langen, geraden oder sichelförmig gekrümmten
Nadeln stehen fast seitlich zweireihig, sind zusammengedrückt und laufen in eine stechende
Spitze aus.
Die vor dem
Aufspringen derStaubbeutel erdbeerähnlichen, roten, oblongen männlichen Blütenkätzchen stehen zu 2-6 an vorjährigen
Trieben zwischen den
Nadeln, die weiblichen karminroten, bis 5
cm langen Blütenzäpfchen an den
Spitzen der vorjährigen
Triebe.
Die
Zapfen sind länglich walzenförmig, bis 18
cm lang; der geflügelte
Same reift im
Oktober, fliegt aber
meist erst im nächsten Jahr aus, worauf im folgenden Jahr die
Zapfen abfallen. Die Fichte treibt nur horizontale, in sehr geringer
Tiefe streichende
Wurzeln, welche in geschlossenen Beständen ein dichtes
Geflecht bilden. Die Keimpflanze hat 6-9 lange Keimnadeln
und wächst erst nach dem 4.-6. Jahr auffallend in die
Länge; im Stangenalter tritt eine lange
Periode
langsamen Wuchses ein, und erst nach dem 20.-30. Jahr wächst der
Baum schneller; er trägt selten vor dem 50. Jahr
Samen,
[* 5] erleidet dann aber bisweilen durch die
Last der zahlreichen
Zapfen Wipfelbruch.
Samenjahre kehren durchschnittlich nach fünf
Jahren wieder. Die Fichte erreicht ein
Alter von 300
Jahren, gelangt
indes, wie die Lärche, nie zu einer eigentlichen Kronenabwölbung. Sie ist mehr ein Gebirgs- als ein Ebenenbaum, verlangt
einen frischen, steinigen, humusreichen, nicht zu flachgrundigen
Boden und viel Luftfeuchtigkeit. In der
Ebene kommt sie erst
in Nordostdeutschland, besonders in der Niederlausitz,
Schlesien,
[* 6]
Ostpreußen
[* 7] und jenseit der
Weichsel,
vor; mehr südlich und westlich ist sie Gebirgsbaum und steigt in den
Alpen
[* 8] bis zur Knieholzregion
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mehr
hinauf. In den deutschen Mittelgebirgen ist sie der herrschende Baum. Auch im deutsch-österreichischen Bergland hat sie bedeutende
Massenverbreitung und dringt bis in die italienischen Alpen und in Frankreich bis zu den Pyrenäen vor; im Osten erreicht sie
in Serbien
[* 11] etwa bei 43° nördl. Br. ihre Südgrenze; jenseit des Urals tritt sie wieder im südlichen Sibirien
auf und geht bis zum Amurland, fehlt aber in Rumelien, in der Krim
[* 12] und im Kaukasus. In denAlpen steigt die Fichte viel höher als
die Kiefer, auf den Fjelden des südlichen Norwegen
[* 13] kommen dagegen beide bis zu gleichem Niveau vor, und in Lappland geht
die Fichte nur bis 67 oder 69°, während die Kiefer bis zum äußersten Saum der Wälder reicht.
Die Fichte geht im Harz bis 1000 m, im BayrischenWald bis 1470, in den Bayrischen Alpen bis 1800, im Unterengadin bis 2100 und in
den Pyrenäen bis 1625 m ü. M. Die Fichte hat in neuerer
Zeit ein großes Gebiet allmählich erobert, nachdem durch lange fortgesetzte Bodenmißhandlungen und verkehrte Wirtschaft
die ehemals mit Laubholz bestockten Böden zur Laubholzwirtschaft ungeeignet geworden waren. Ausgedehnte Ödflächen im nördlichen
und westlichen Deutschland,
[* 14] in Belgien,
[* 15] Dänemark,
[* 16] England und Schottland sind mit Fichten wieder in Bestand gebracht worden.
Dieser großartige Vorgang hat sich namentlich seit 1780 vollzogen. Die Fichte erscheint ungemein
geeignet, verödeten und verwilderten Boden rasch zu decken und zu verbessern. Ihre tief hinabreichende Beastung und bedeutende
Nadelmasse, die pyramidale Form ihrer Krone, welche selbst im höhern Alter den untern Ästen noch Licht
[* 17] zufließen läßt, ihre
Fähigkeit, sich selbst den Fuß zu decken, ein weitverzweigtes Wurzelgeflecht, welches dem Stamm einen
weiten, wenn auch nicht eben tiefen Wurzelraum zu schaffen geeignet ist, ihre Fähigkeit endlich, langen Schirmdruck, plötzliche
Freistellung, ganz freien Wachsraum, diese so verschiedenen Einwirkungen zum mindesten zu ertragen, lassen sie an und für
sich als eine der zähesten Waldbaumarten, ganz besonders aber als geeignet erscheinen, auf kümmerlichen
Standorten den Kampf um das Dasein noch zu beginnen und wenn auch nicht siegreich zu beenden, so doch nicht zu unterliegen
und der nächsten Generation von Bäumen eine bessere Stätte zu bereiten. Die Fichte bedarf, soll sie sich überhaupt kräftig
entwickeln, nur feuchter Luft und eines frischen Bodens. In trockner Luft und trocknem Boden stirbt sie bald
an Wassermangel, an einem Plus ihrer (sehr energischen) Wasserausgabe gegen die Wasseraufnahme.
Der Nutzwert der Fichte ist überaus groß, ihre Massenerzeugung nicht minder; der finanzielle Abschluß der Fichtenwirtschaften
wird daher wohl kaum von einer andern Holzart erreicht. Die günstigen Eigenschaften dieser Holzart haben
vielfach zu ihrem Anbau geführt, nicht selten aber auch zur Enttäuschung. Man vergriff sich in Beurteilung der Standörtlichkeit,
und die Fichte leistete nicht annähernd das, was sie anderwärts ohne alle wirtschaftliche Kraftanstrengung leistete.
Der Massenverbreitung der Fichte wirken eine große Zahl von Feinden entgegen. Stürme, Schnee,
[* 18] Eis,
[* 19] Rauhreif
und Spätfröste schädigen und prädisponieren sie für die verderblichen Angriffe des Fichtenborkenkäfers, des Fichtenrüsselkäfers,
der Nonne und des Harzrüsselkäfers. Auf sehr fruchtbarem Boden in sehr warmer Lage erkrankt die an Kern- und Rotfäule, auf
Moorboden wird sie wipfeldürr, und auf sehr trocknem Boden sterben selbst 30jährige Bäume durch Bodentrocknis.
Die Fichtenbestände werden meist im 70-120jährigen Umtrieb
bewirtschaftet. Von der Vorverjüngung in Samenschlägen ist man in
Norddeutschland der Sturmgefährlichkeit wegen fast ganz abgegangen und verjüngt hier in kleinen Kahlschlägen, mit denen
man der herrschenden Windrichtung entgegen fortschreitet. Im mittlern und südlichen Deutschland findet
man noch Fichten-Dunkelschlagwirtschaft als Regel. Die Schläge bebaut man gewöhnlich nach einjähriger Schlagruhe (des Rüsselkäfers
wegen) und zwar durch Pflanzung, da Fichtenbestandsaaten wegen des Graswuchses und der langsamen Entwickelung der Pflänzchen
in den beiden ersten Lebensjahren nicht eben vorteilhaft sind.
Die Erziehung der erforderlichen Pflanzen erfolgt in Saatbeeten, in welchen nach nicht tiefer (spatentiefer)
Bodenbearbeitung pro Ar etwa 1,5 kg reiner Kornsame der Keimfähigkeit 0,6 (1 hl Kornsame wiegt gestrichen 45-47 kg) in Schmalrillen,
welche 15-20 cm voneinander entfernt sind, ausgesäet werden. Man pflegt wegen der Gefahr des Auffrierens den Boden, wenn er
sehr stark gelockert sein sollte, vor derSaat wieder festzuschlagen, auch die Balken zwischen den Saatrillen
mit flach gezupftem Moos zu decken, welches man mit Steinen beschwert.
Aus dem Saatkamp verpflanzt man entweder die drei- oder vierjährigen Rillenpflanzen in schwachen Büscheln (3-4 Pflanzen zusammen)
ins Freie, oder, was in neuerer Zeit ziemlich allgemein für das zweckmäßigere Verfahren gehalten wird,
verschult die jungen ein- oder zweijährigen Pflänzchen in 15 cm-Quadratverband und pflanzt sie vierjährig (in höhern
Gebirgslagen auch 5-7jährig) als Einzelpflanze ins Freie. Die Fichte läßt sich zweckmäßig mit Buchen und Tannen mischen, mit
der Kiefer nicht dauernd, ebensowenig mit der Eiche.
Die Massenerzeugung reiner Fichtenbestände bewegt sich bei 100jährigem Umtrieb zwischen 4 und 10 Festmeter
pro Hektar und Jahr und beträgt auf den mittlern Fichtenstandorten gewöhnlich 6 Festmeter. Die in den Durchforstungen zu gewinnenden
schwachen Sortimente sind fast sämtlich als kleine Nutzhölzer (Bohnenstangen, Heckenstöcke, später Hopfenstangen) absetzbar
und erhöhen den Reinertrag der Fichtenwirtschaften erheblich. Die Fichte ist auch eine gute Heckenpflanze,
wenn man die sehr dicht nebeneinander gepflanzten Stämmchen gut unter Schnitt hält.
Die vielen Seitenknospen sorgen gut für große Verdichtung der Hecke. Das Fichtenholz ist weißer als Kiefernholz, ohne eigentlichen
Kern, weich, grob, glänzend, leicht spaltbar; es ist etwa so dauerhaft wie Tannenholz, steht aber dem
Kiefern- und Lärchenholz weit nach; es findet ausgedehnte Verwendung als Nutz- und Brennholz. Die Rinde nicht zu alter Bäume
dient zum Gerben, der ganz junge Splint wird in Lappland und Schweden gegessen; er enthält Koniferin, aus welchem das Vanillearoma
dargestellt wird.
Vielfach werden Harz und Terpentin, Pech und Teer aus der Fichte gewonnen, aus den NadelnWaldwolle, Fichtennadelextrakt
und Fichtennadelöl. Mit dem Blütenstaub verfälscht man Lykopodium, und mit Fichtensprossen bereitet man inEngland ein bierähnliches
Getränk (Sprossenbier, Tannenbier). Man kultiviert viele Varietäten der Fichte, die auch zum Teil im wilden Zustand vorkommen
und einander sehr unähnlich sind. Die Schlangenfichte (Abies excelsa viminalis Alstr.)
hat sehr lange, wenig oder kaum verästelte und zum Teil überhängende Zweige mit etwas anliegenden Nadeln. Die Formen mit
stark überhängenden Zweigen heißen Trauerfichten. Von amerikanischen Fichten sind bemerkenswert: die schwarze Fichte (A. Mariana
Mill., A. nigraDesf.), mit kegelförmiger
¶
mehr
Krone, sehr dicht stehenden, geraden, dunkelgrünen Nadeln und kleinen Zapfen, ein sehr schöner Baum im englischen Nordamerika
[* 21] und auf der Ostseite der Vereinigten Staaten
[* 22] südlich bis Nordcarolina; die Rotfichte (A. americanaGärtn., A. rubraPoir.),
unsrer Fichte ähnlich, mit auf der obern Seite mehr oder weniger blaugrünen Nadeln und rötlichen Zapfen,
wie es scheint, nur im englischen Nordamerika einheimisch; die weiße Fichte (A. laxaEhrh., A. albaMchx., A. canadensis Mill.),
in Form einer im untern Teil nicht sehr dichten Pyramide wachsend, meist etwas graugrün, bisweilen auch blaugrün, mit nicht
sehr dicht stehenden Nadeln, im englischen Nordamerika und in den Vereinigten Staaten bis Nordcarolina.
1) JohannGottlieb, berühmter Philosoph, einer der schärfsten Denker und kräftigsten Charaktere aller Zeiten,
geb. zu Rammenau in der Oberlausitz als der Sohn eines Bandwebers. Als Knabe zeichnete er sich
durch regen Geist und seltenes Gedächtnis aus, kam, zwölf Jahre alt, auf die Stadtschule nach Meißen
[* 23] und bald nachher nach
Schulpforta bei Naumburg,
[* 24] bezog 1780 die Universität, zuerst Jena,
[* 25] dann Leipzig,
[* 26] um Theologie zu studieren. SpinozasSchriften,
die ihm in die Hände fielen, besonders dessen »Ethik«, die er eifrig las, brachten eine so große Aufregung
in ihm hervor, daß sein Beruf zur Philosophie von dem Zeitpunkt an entschieden war. So nachhaltig war der Eindruck, obgleich
er erst in der sogen. zweiten Periode seines Philosophierens hervortrat, daß Herbart, sein einstiger Zuhörer und späterer
wissenschaftlicher Gegner, Fichtes spätere Philosophie eine »idealistische Übersetzung von SpinozasPantheismus«
genannt hat.
SeinVerstand entschied sich für den Determinismus, sein Gemüt aber, durchdrungen von dem moralischen Bewußtsein der Freiheit,
sträubte sich dagegen. Letzteres schien zwar die Oberhand zu gewinnen und ihn für Kants transcendentale Freiheitslehre, die
seiner energischen Natur entsprach, empfänglicher zu machen; sein wissenschaftliches Ideal aber blieb
ein der Form des Spinozismus ähnliches einheitliches System, und er übertrug es nachher auf seine Auffassung der Kantschen
Philosophie.
Von 1788 bis 1790 Hauslehrer in Zürich,
[* 27] wo er seine nachherige Gattin (seit 1793), JohannaRahn, eine NichteKlopstocks, zuerst kennen
lernte, seit 1790 in Leipzig, dann für kurze Zeit wieder Hauslehrer in Warschau,
[* 28] warf er sich während
mehrerer Jahre mit Feuereifer auf das StudiumKants, ging, um dessen persönliche Bekanntschaft zu machen, 1792 nach Königsberg
[* 29] und schrieb, um sich bei demselben würdig einzuführen, binnen vier Wochen seinen »Versuch einer Kritik aller Offenbarung« (Königsb.
1792, 2. Aufl. 1793). Diese Schrift war so ganz im Geiste der kritischen Philosophie, daß sie für ein
Werk Kants gehalten wurde, bis dieser selbst den Verfasser nannte, empfahl und dadurch mit einemmal zum berühmten Mann machte.
Fichte privatisierte hierauf einige Zeit in Zürich,
verheiratete sich, hielt Vorlesungen und beteiligte sich unter dem Eindruck des
benachbarten Frankreich und der republikanischen Schweiz
[* 30] lebhaft (obgleich nur theoretisch) an der Politik. In denSchriften:
»Beitrag zur Berichtigung der Urteile des Publikums über die französischeRevolution« (Jena 1793) und die »Zurückforderung
der Denkfreiheit, an die FürstenEuropas« (das. 1794) beurteilte er aus dem Freiheitsbegriff der Kantschen Philosophie den
gegebenen Staat und die Rechtmäßigkeit der französischen Umwälzung.
Seine
Beurteilung ist eine Verteidigung. In Jena, wo nach ReinholdsAbgang nach Kiel
[* 31] die Kantsche Philosophie keinen Vertreter
hatte, richtete Hufeland die Blicke des anfangs bedenklichen weimarischen Ministeriums auf Fichte. Im Mai 1794 traf in Jena ein. Für
seine Vorlesungen ließ er zwei Lehrbücher drucken, das eine, in Form eines Programms, war die Schrift
»Über den Begriff der Wissenschaftslehre oder der sogen. Philosophie« (Weim. 1794, 2. Aufl. 1798); das andre enthielt
das neue System selbst: »Grundlage und Grundriß der gesamten Wissenschaftslehre« (Jena 1794, 2 Tle.; 3. Aufl. 1802). Fichtes
Auftreten in Jena war von außerordentlichem Erfolg begleitet. Um auf die moralische Bildung der Studierenden
noch direkter einzuwirken, eröffnete er im Wintersemester 1794/95 Vorlesungen »Über
die Moral für Gelehrte« und veröffentlichte eine Schrift: »Über die Bestimmung des Gelehrten« (Jena 1794). Als er aber auch
das akademische Leben der Studenten reformieren und zu dem Ende die bestehenden Studentenorden aufheben
wollte, verwandelte sich die ursprüngliche Begeisterung der Studenten für in solchen Haß gegen ihn, daß er, von der Regierung
ohne Schutz gelassen, Jena im Sommer 1795 für einige Zeit verlassen mußte.
worin er die Ausführbarkeit seiner allgemeinen
Staatslehre darzuthun suchte. Als Gegenstück zum Naturrecht ist das »System der Sittenlehre« (Jena 1798) zu betrachten. Die
Folgen der inzwischen in Jena eingetretenen Veränderung zeigten sich, als im J. 1798 ein Sturm über Fichte von
auswärts hereinbrach. In dem »Philosophischen Journal« von Niethammer und Fichte (Bd. 8, Heft 1, Jena 1798) erschien ein Aufsatz
von Forberg: »Entwickelung des BegriffsReligion«, wonach die Religion nur ein praktischer Glaube an eine moralische Weltordnung
sein sollte. Fichte hatte demselben eine einleitende Abhandlung: Ȇber
den Grund unsers Glaubens an eine göttliche Weltregierung«, vorausgeschickt, deren Grundgedanke war: »Unser
sittliches Handeln sei unmittelbarer Glaube an eine Ordnung der Dinge, in der das Gute nur aus dem Guten hervorgehen könne, d. h.
an eine moralische Weltordnung, und diese sei das Göttliche selbst«.
Fichte, überzeugt, der Angriff sei nicht so sehr gegen den Atheismus als vielmehr gegen den freien Menschengeist gerichtet, schrieb
die »Appellation an das Publikum. Eine Schrift, die man erst zu lesen bittet, ehe man sie konfisziert« (Jena u. Leipz. 1799).
Der Herzog von Weimar,
[* 34] dem Fichte diese Schrift überreichte, wollte Fichte schonen und die Sache damit abmachen,
daß er den angeklagten Professoren einen Verweis zuerkannte. aber, davon in Kenntnis gesetzt, erklärte, den Verweis nicht anzunehmen,
indem er zugleich anzeigte, daß er denselben mit seinem Entlassungsgesuch beantworten werde. Schon am 29. März gelangte ein
Reskript an den akademischen Senat, welches diesen beauftragte, und Niethammer einen
¶
[* 2] Die Omorikafichte (Picea Omorica Panc.), ein hoher Baum mit graugrüner Benadelung, geradem, verhältnismäßig
dünnem, bis weit hinauf astlosem Stamm
und eigentümlich schmaler, pyramidenförmiger Krone, findet sich in Europa
[* 35] auf sehr
beschränktem Gebiet, nämlich in Serbien und Bosnien
[* 36] und im Rhodopegebirge bei Bellova in Südbulgarien.
Auf Grund genauer, auch anatomischer
Untersuchungen glaubt Wettstein, daß dieser durch seine geringe Verbreitung höchst interessante Baum einer in Ostasien und
Westamerika heimischen Artenreihe angehöre, und daß er in dieser Reihe den mongolisch-japanischen Arten P. Ajanensis und
P. Glehnii am nächsten stehe. Unsrer gemeinen Fichte (P. excelsa) kommt die Omorikafichte im
morphologischen Bau ihrer Organe häufig sehr nahe, auch zeigt sich in der anatomischen Struktur eine weitgehende Übereinstimmung,
so daß ein genetischer Zusammenhang beider Arten wahrscheinlich ist.
Die Verbreitung der Omorikafichte über zwei wenige Stunden weite Gebiete im SO. Europas läßt sich auf zweierlei Weise erklären.
Man kann annehmen, daß sie am Ort ihres heutigen Vorkommens aus einer verwandten Art, etwa der P. excelsa,
entstanden sei, oder daß sie früher weiter verbreitet gewesen und jetzt im Aussterben begriffen sei. Die erstere Annahme
ist aus vielen Gründen unwahrscheinlich, für die zweite spricht die weite Verbreitung des Namens Omora und der Umstand,
daß auch andre in Gesellschaft der Omorikafichte vorkommende Arten infolge irrationeller Waldwirtschaft in Serbien und Bosnien
selten geworden sind; ferner auch das Vorkommen in zwei getrennten Gebieten, der Habitus oer Pflanze, welcher wenig lebenskräftig
erscheint, und die auffallend geringe Zahl junger Pflanzen. Ist die Omorikafichte eine aussterbende Art, so erklärt
sich auch ihre Verwandtschaft mit ostasiatischen Arten. Die tertiäre Flora Mitteleuropas, besonders die spättertiäre, zeigt
bekanntlich deutliche Beziehungen zur gegenwärtigen ostasiatisch-nordamerikanischen und zur tertiären Flora
Ostasiens. Ferner fand Wettstein in der interglazialen Hättinger Breccie (Nordalpen) die Reste einer Fichtenform, welche der
Omorikafichte auffallend ähnlich ist, und die P. Engleri der Bernsteinflora zeigt wieder die größte
Ähnlichkeit
[* 37] mit der der Omorikafichte nahe verwandten P. Ajanensis in Japan.
[* 38] Ganz analoge Verhältnisse wie die hier angedeuteten
zeigen aber auch andre Pflanzen mit beschränktem Verbreitungsgebiet in Europa. Es scheint also erwiesen zu sein, daß die
Omorikafichte einem Typus angehört, der zur Tertiärzeit in Mitteleuropa verbreitet war und von hier
bis Ostasien und an die Westküste Nordamerikas sich erstreckt.
Die bedeutenden klimatischen Veränderungen am Ende der Tertiärzeit bewirkten ein Aussterben des tertiären Typus in Nord-
und Mitteleuropa wie in Nord- und Mittelasien, und als Reste finden sich heute die Omorikafichte in Südosteuropa, P. Ajanensis
in Ostasien, P. Sitkaensis im westlichen Nordamerika. In der Eiszeit
[* 39] wurde die Vegetation der Alpen auf die
Ränder des Gebirges zurückgedrängt, und die Omorikafichte mag sich damals in einem Gebirgsstreifen vom Ostabhang der Alpen
bis in die Balkanhalbinsel
[* 40] hinein erhalten haben.
Nach der ersten Eiszeit mag sie wieder in die Alpen eingerückt sein, um bei der abermaligen Vergletscherung
definitiv auszusterben und einer andern, an die neuen Verhältnisse besser angepaßten Art, der P. excelsa, Platz zu machen,
welche sich vielleicht schon früher aus ihr herausgebildet hatte. In demoben bezeichneten Gebiet, östlich der Alpen, fand
die Omorikafichte zum zweitenmal eine Zufluchtsstätte, in der sie aber durch die Thätigkeit der Menschen
arg bedrängt wurde.
[* 2] Name derjenigen Nadelhölzer
[* 42] (s. d.), die der Gattung PiceaLk. angehören. Es sind im ganzen 12 Arten bekannt.
Die Blüten sind einhäusig, die männlichen Kätzchen stehen an den vorjährigen Zweigen in den Blattachsen
und haben zahlreiche mit Längsspalt sich öffnende Antheren, die weiblichen stehen am Ende der Zweige, die Zapfen hängen
nach abwärts und fallen nach der Reife ab, wobei die Schuppen sich nicht von der Achse ablösen. Der stets geflügelte
Samen
fällt, reif geworden, aus dem sich öffnenden Zapfen heraus.
Linné zählt die Fichte zur großen Gattung Pinus; spätere Botaniker gebrauchen für die Fichte auch den GattungsnamenAbies. Die gemeine
Fichte (Picea vulgarisLk., Pinusexcelsa DC., PinusabiesL.,Pinus Picea du Roi) ist die einzige europ. Art der Gattung Picea.
Den Namen Fichte gebraucht man in Norddeutschland, in Süddeutschland heißt der Baum Rottanne oder kurz Tanne;
[* 43] den Ausdruck Fichte kennt man dort nicht oder man bezeichnet sogar die gemeine Kiefer (s. d.) damit. Auch die NamenSchwarz- und
Pechtanne kommen hier und da vor.
Bei normalem Wachstum wird die Fichte ein Baum erster Größe mit schnurgeradem, 30-50 m hohem, nach oben stark
abfälligem Stamm, pyramidal-kegelförmiger Krone und sehr flacher Bewurzelung. Rinde anfänglich glatt, hell rotbraun, später
rot- oder graubraun bis grau, dünnschuppig abblätternd. Die in Quirle gestellten Äste stehen in der Mitte der Krone fast
rechtwinklig, die untern abwärts geneigt. Die Nadeln 12-17 mm lang und 1 mm breit, am Grunde kurz stielartig
verschmälert, stumpf-vierkantig und spitz, glänzend grün, auf einem kleinen, erhabenen Polster stehend, in dichte Spiralen
gestellt, an den Zweigen nach allen Richtungen oder nach oben gerichtet abstehend, am Wipfel fest angedrückt, bleiben bis
zum siebenten Jahre lebendig.
Die jungen Triebe entwickeln sich meist Anfang bis Mitte Mai. Zu derselben Zeit blüht auch die Fichte, doch
selbst in freier Stellung selten vor dem 50. Jahre, im Schlusse erst mit dem 60. bis 80. Jahre. Früheres Blühen ist eine
krankhafte, durch ungünstige Standorts- oder Witterungsverhältnisse bedingte Erscheinung. Die männlichen Blüten sind langgestielt,
20-27 mm lang, vor dem Verstäuben kugelig oder eiförmig, ganz hochrot, nach dem Verstäuben durch den
vorgequollenen Pollen gelb, in reichen Samenjahren (s. d.) oft über die ganze Krone verbreitet, einzeln zwischen den Nadeln
stehend.
Die weiblichen Blüten sitzen aufrecht an den Spitzen der vorjährigen Triebe im obern Teile der Krone, sind 30-40 mm lang,
walzig, karminrot. Während der Ausbildung des weiblichen Blütenstandes zum Zapfen wendet sich derselbe nach unten, so daß
der junge Zapfen schon zu der Zeit, wo er noch grün aussieht, hängend geworden ist. Der reife Zapfen ist 10-16 cm lang, 20-25
mm stark, walzig-spindelförmig, braun. Das Ausfliegen des Samens erfolgt allmählich vom Herbst
bis gegen Ausgang des Winters. Der entleerte Zapfen fällt im Laufe des nächsten Jahres ab. Man rechnet in Mittel- und Norddeutschland
alle 6-8 Jahre auf ein reichliches Samenjahr, in Süddeutschland häufiger. Der Samen hält sich 3-5 Jahre keimfähig. Im
Frühjahr gesät, läuft der Samen nach 4-5 Wochen auf und entwickelt eine Keimpflanze mit sieben bis neun
quirlständigen, linealen, feingesägten, hellgrünen
¶
mehr
766 Samenlappen. Im ersten Jahre bildet sich eine ziemlich lange, tiefgehende Hauptwurzel mit vielen Nebenwurzeln. Erstere
bleibt später zurück, letztere werden vorherrschend und verlaufen horizontal. Daher die für die Fichte charakteristische
tellerförmige Bewurzelung, die ihr gestattet, auf sehr flachgründigem Boden zu gedeihen, aber auch den Übelstand hat, daß
sie vom Sturme leicht geworfen wird.
Die Abbildung auf TafelNadelhölzer: Waldbäume VII,
[* 44]
Fig. 1 zeigt die gemeine Fichte als Baum, außerdem 1 Zweig mit männlichen
Blütenkätzchen, 2 männliches Kätzchen, 3 Triebspitze mit weiblichen Blütenzapfen, 4 aufgesprungenes Staubgefäß, 5 reifen
Zapfen, 6 Zapfenschuppe von außen mit der sehr kleinen Deckschuppe am Grunde, 7 Zapfenschuppe von innen
mit aufliegendem Samenpaar, 8 Samen mit und ohne Flügel und Flügel allein, 9 Spitze einer Nadel und Querschnitt derselben, 10 Keimpflanze
mit noch aufsitzender Samenschale, 11 Galle der Fichten-Rindenlaus, Chermes abietisL. (1, 5 und 11 sind verkleinert.)
Die Fichte ist im größten Teile Europas heimisch, mit Ausnahme der südl. und nördlichsten Gebiete;
sie erstreckt sich von den Pyrenäen bis Ostsibirien und von den nordital. Alpen bis Lappland. Sie ist ein geselliger, waldbildender
Baum. Obwohl sie auch in den Ebenen Polens, Litauens, Ostpreußens u. s. w. teils rein, teils gemischt mit andern Holzarten
umfangreiche Wälder bildet, scheint ihr doch das Gebirgsklima besonders zuzusagen. Als ursprünglicher
Baum kommt sie in einem großen Teile Norddeutschlands und im nordwestl.
Deutschland nicht vor, ebenso nicht in den Niederlanden, man findet sie hier nur durch die Kultur eingeführt. Dagegen bedeckt
sie die höhern Teile vieler Gebirge (z. B. Harz, Thüringer Wald, Erz- und Riesengebirge, Böhmerwald) fast
ganz. In den Hochgebirgen bildet sie in Gesellschaft der Krummholzkiefer, allerdings nur als niedriger, krüppelhafter Baum,
die Baumgrenze. Je weiter nach Süden, desto mehr wird die Fichte zum Gebirgsbaum. Im nördl. Norwegen unter 67° geht sie z. b.
nicht viel über 200 m; im Harz (Brocken unter 51° 48') liegt die Fichtengrenze bei 1000 m, im Riesengebirge
(50° 45') bei 1200, im Böhmer- und BayrischenWald (49°) bei 14-1500, in den Walliser Alpen bei 2100, in den Pyrenäen bei
13-1000 m. In den rauhen Hochlagen bleibt der Stamm kurz, tief beastet, daher sehr abholzig; nicht selten schlagen hier
die auf dem Boden liegenden ÄsteWurzeln, richten ihre Enden empor und wachsen selbständig weiter. Sturm, Schnee und Eisanhang
brechen die Wipfel; aber sich emporrichtende Seitenäste bilden neue Wipfel, so daß sich mitunter die sonderbarsten Baumformen
zeigen.
Ihr nutzbarstes Alter erreicht die Fichte im 80. bis 100. Jahre; sie wird in Kulturwäldern überhaupt wohl
selten über 150 Jahre alt, während in den Urwäldern 400- und 500jährige Fichte keine Seltenheit sind. Sie liefert
ein vorzügliches Bau- und Nutzholz, an Brenngüte steht sie derBuche nach. Während die jungen Bestände große Massen wertvoller
Stangen geben, die durchforstungsweise genutzt werden, geben die Althölzer das beste Bauholz, das beste
Material zu Schnitt- und Spalt waren (Bretter, Latten, Gefäße, Schachteln, Spielwaren, Zündhölzchen u. s. w.). Sehr lange
und starke Fichte werden zu Mastbäumen benutzt und teuer bezahlt.
Die astlos erwachsenen alten Fichte der Urwaldungen in
den Gebirgen liefern die Resonanzhölzer für die Instrumentenmacher (bedeutender
Handelsartikel z. B. im Böhmerwald). In ausgedehntester Weise wird Fichtenholz zur Herstellung von Holzstoff
[* 45] und Cellulose für die Papierfabrikation
[* 46] benutzt; in Deutschland werden zu diesem Zweck jährlich einige hunderttausend Festmeter
verwendet. Namentlich aus Fichtenholz wird Holzwolle gefertigt, die neuerdings viel zu Polsterungen, als Verpackungsmaterial
und zu chirurg. Zwecken, nämlich zu antiseptischem Verband
[* 47] Verwendung findet.
Die Fichtenrinde benutzt man als Surrogat für Eichenrinde beim Gerben des Leders. Das Fichtenharz (s. d.
und Harznutzung) schmilzt man in Kesseln und gewinnt so das gemeine gelbe Pech. Aus der Rinde alter Fichte dringt nicht selten goldgelbes
Harz hervor, das, an der Luft erhärtet, dunkel wird; die reinen, blaßgelben Stücke kommen unter dem
Namen gemeiner Weihrauch in den Handel und werden zu Salben und Pflastern benutzt. Die Nadeln der Fichte verwendet man mit zur Bereitung
von «Waldwolle» und zu stärkenden Bädern.
Letzteres geschieht namentlich mit den jungen Maitrieben. Mit dem Blütenstaube verfälscht man nicht selten den Bärlappsamen
(Semen Lycopodii) der Apotheker. Die ganz junge, noch ziemlich weiche Masse des jüngsten Splintringes
wird in Schweden und Lappland frisch gegessen, und in Zeiten der Not wird die innere Rinde, mit Getreidemehl vermischt, zu Brot
[* 48] verbacken. Aus dem durch Abschaben der Cambiumschicht frisch im Mai und Juni gefällter Fichte gewonnenen Rohsaft bereitet man
das Vanillin.
Die vielseitige Nutzbarkeit des Holzes der Fichte hat diesem Baum im 19. Jahrh, die besondere Aufmerksamkeit der Forstwirte zugewendet.
Ausgedehnte, früher mit der wenig nutzbaren Buche bestockte Flächen sind in neuerer Zeit mit Fichte bepflanzt worden. Durch Saat,
namentlich durch Pflanzung verjüngt man die Fichte meist ohne große Schwierigkeit, weshalb man
ohne Bedenken Kahlhiebe führen kann, wie Harz, Erzgebirge, Thüringer Wald u. s. w. beweisen. In Süddeutschland, zum Teil
auch in Österreich
[* 49] wendet man häufig Femelschlagbetrieb (s. d.) an. Die Fichte ist während ihres Lebens
vielen Gefahren ausgesetzt, durch Sturm, Schnee, Frost und Hitze sowie durch Insekten
[* 50] und andere Tiere.
Borkenkäfer (TomicustypographusL. und Verwandte) und der Nonnenschmetterling (Liparis monachaL.) haben
oft schon Millionen von Stämmen getötet, der große braune Rüsselkäfer
[* 51] (HylobiusabietisL.) vernichtet alljährlich Tausende
von jungen Pflanzen. Das Rotwild schält gern die Stämme jüngerer Fichte (Stangenhölzer) und wird dadurch sehr schädlich. Eine
Anzahl parasitischer Pilze
[* 52] verursacht Krankheiten der Nadeln, der Rinde und des Holzes. Unter den Pilzen
sind erwähnenswert: AgaricusmelleusVahl. (s. Erdkrebs), der oft in jungen Pflanzungen, aber auch in ältern Beständen arge
Zerstörungen anrichtet, TrametesradiciperdaR. Hart.
und piniFr.,HysteriummacrosporumR. Hart.
(s. Fichtenritzenschorf) u. s. w.
Die Fichte ist sehr formenreich. Nach den Zapfen unterscheidet man die erythrocarpa mit roten, kleinschuppigen
von der chlorocarpa, mit grünen, großschuppigen Zapfen, obgleich rote und grüne Zapfen auf einem Baum gefunden werden. Als
eigentliche Varietäten sind u. a. zu betrachten: Schlangenfichte (Picea virgataFaques ) mit wenig
oder gar nicht verzweigten Quirlästen,
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Hänge-767 fichte (Picea pendulaCarr.) mit lang herabhängenden Ästen 2. und 3. Ordnung (hierher gehört auch die schwed.
Picea viminalis Alstr.),
Schwarzfichte mit dunkeln Nadeln, etwas dunklerm und festerm Holze, straffen Ästen, die erst 8-14 Tage später ihre Winterknospen
öffnet, daher weniger von Spätfrösten leidet, als die sog. Weißfichte mit leichterer Benadelung, schlaffern
Ästen und weicherm, weißerm Holze. In denAlpen wird die auch im Böhmerwald vorkommende sog. Haselfichte auch Weißfichte genannt,
sie zeigt wellenförmigen Verlauf der Jahresringe und ist daher auf Radial- und Sehnenschnitt geflammt.
AndereVarietäten sind die Karpatenfichte (carpathicaLoudon), sibirische Fichte(obovata Ledeb.,
altaicaTeplouchow). Diese und andere Varietäten werden in Gärten nicht selten als besondere Arten angepflanzt.
Von fremdländischen Arten der Gattung Picea sind hauptsächlich zu nennen: schwarze Fichte(Picea nigraLk., MarianaMill.), ein
schöner Baum mit kegelförmiger Krone, dunkelgrünen dicht stehenden Nadeln und kleinen Zapfen, heimisch im engl. Nordamerika
und im Osten der Vereinigten Staaten südlich bis Nordcarolina; rote Fichte(Picea rubraLk., americanaGaertn.),
unserer Fichte sehr ähnelnd, unterscheidet sich von ihr durch die an der Oberseite mehr oder weniger blaugrünen
Nadeln, erreicht auch nie die Höhe der gemeinen Fichte, heimisch wohl nur im engl.
Nordamerika: weiße Fichte(Picea albaMich., laxaErh.) mit graugrünen, bisweilen blaugrünen, nicht sehr
dicht stehenden Nadeln, heimisch in den Vereinigten Staaten und im engl. Nordamerika.
Namentlich nigra und alba findet man oft in Gärten angepflanzt, ebenso die aus Kleinasien stammende morgenländische Fichte(PiceaorientalisL.), die sich durch sehr dicht gestellte kurze dunkle Benadelung auszeichnet: seltener findet
man die im norddeutschen Klima
[* 54] durch harte Winter leidende Smiths Fichte (Picea Smithiana Wall.), die in
ihrer Heimat, dem Himalajagebirge, zu einem schönen, schlanken Baum mit etwas überhängenden Ästen erwächst.
[* 2] Imman. Herm.
von, Philosoph, Sohn von Job. Gottlieb Fichte, geb. zu Jena, studierte in Berlin
[* 55] Philologie, widmete
sich jedoch, angeregt durch die spätere Philosophie seines Vaters, auch philos. Studien, die er fortsetzte, als er erst in
Saarbrücken,
[* 56] dann als Gymnasialprofessor in Düsseldorf
[* 57] im Schulfache thätig war. 1835 wurde er außerord., 1839 ord. Professor
der Philosophie in Bonn,
[* 58] 1842 in Tübingen;
[* 59] 1863 zog er sich ins Privatleben nach Stuttgart
[* 60] zurück, wo er starb.
Fichte sucht den idealistischen Monismus mit dem realistischen Individualismus (Hegel und Herbart) zu einem «ethischen Theismus»
zu verschmelzen, indem er die endliche Welt für ein System von beharrlichen, innerlich aufeinander bezogenen «Realen» (Monaden,
Urpositionen) erklärt, diese ordnenden Beziehungen aber aus einem «zwecksetzenden Princip»,
als «absolute Persönlichkeit» gedacht, abzuleiten sucht, so daß die einzelnen
Seelen, wie sie theoretisch die Kraft
[* 61] ihres Bewußtseins nur aus den: göttlichen Urbewußtsein ziehen, so auch in ihrem prakiscken
Verhalten den Grund der sie verknüpfenden Liebe nur in der göttlichen Liebe haben.
«Die theistische Weltansicht und
ihre Berechtigung» (ebd. 1873),
«Fragen und Bedenken über die nächste Fortbildung deutscher
Spekulation» (ebd. 1876),
«Der neuere Spiritualismus, sein Wert und seine Täuschungen» (ebd. 1878),
«Spiritualistische Memorabilien»
(in den «Psychol. Studien», ebd. und Neuyork
[* 64] 1879). Sein Sohn, Eduard von Fichte, Generalarzt und Abteilungschef im Kriegsministerium
an der Spitze des württemb. Militär-Sanitätswesens, geb. hat sich auf dem Gebiete
der militärärztlichen Organisation vorteilhaft bekannt gemacht. Außer in Fachzeitschriften erschienenen chirurg. Arbeiten
schrieb er «Joh. Gottlieb Fichte Lichtstrahlen aus seinen Werken und Briefen» (Lpz. 1863).
Joh. Gottlieb, Philosoph, geb. zu Rammenau bei Bischofswerda in der Oberlausitz, besuchte Schulpforta
und studierte zu Jena und LeipzigTheologie. Er war 1788-90 Hauslehrer in Zürich,
wo er Pestalozzis Freund war, kam
dann nach Leipzig und 1792 nach Königsberg, wo er Kant persönlich nahe trat und ihm einen «Versuch
einer Kritik aller Offenbarung» unterbreitete, der (Königsb. 1792) anonym erschien
und für eine Schrift Kants gehalten wurde. Dies zog die Aufmerksamkeit auf ihn und verschaffte ihm 1793 eine
Professur der Philosophie in Jena.
Seine außerordentlich anregende Wirksamkeit unterbrach der sog. «Atheismusstreit».
Wegen eines Aufsatzes«Über den Grund unsers Glaubens an eine göttliche Weltregierung» von dem kurfürstlich sächs. Konsistorium
atheistischer Lehren
[* 65] beschuldigt, wurde er in eine Untersuchung verwickelt, die bei der aufgeklärten Weimar.
Regierung keine nachteiligen Folgen für ihn gehabt haben würde, wenn er nicht mit Niederlegung seiner Stelle gedroht hätte,
worauf er 1799 seine Entlassung erhielt. Fichte verteidigte sich in der «Verantwortungsschrift
gegen die Anklage des Atheismus» (Jena und Lpz. 1799), lehrte eine Zeit lang in Berlin und wurde 1805 Professor in
Erlangen,
[* 66] mit der Erlaubnis, den Winter in Berlin zuzubringen. Während des Französisch-PreußischenKrieges ging er nach Königsberg,
wo er kurze Zeit Vorlesungen hielt; nach dem Frieden aber kehrte er nach Berlin zurück und wurde 1809 bei der
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