Titel
Eiche
(Quercus L., hierzu Tafel »Eiche«
),
[* 2]
Gattung aus der
Familie der
Kupuliferen, hohe
Bäume und
Sträucher mit rissiger
Rinde, meist großen, ganz schmalen oder breiten und dann oft buchtig gelappten oder fiederspaltigen,
abfallenden oder mehrere Jahre bleibenden Blättern und monözischen
Blüten, von denen die männlichen geknäuelt in unterbrochenen,
fadenförmigen
Kätzchen, die weiblichen in wenig- oder einblütigen Blütenständen stehen. Die längliche
Frucht wird von der
schalenförmigen, aus zahlreichen
verkümmerten Deckblättern (oder
Schuppen) bestehenden Fruchthülle mehr
oder weniger umgeben oder eingeschlossen. Von den 280
Arten gehören
Asien
[* 3] 148,
Amerika
[* 4] 142 und
Europa
[* 5] 17 an.
Afrika
[* 6] besitzt keine
eigentümlichen und
Australien
[* 7] gar keine
Eichen.
Fast sämtliche
Arten haben enge Verbreitungsbezirke.
1. Gruppe. Eichen mit im ersten Jahre reifenden Früchten.
A.
Eichen der
Alten Welt mit im
Herbst abfallenden Blättern. Die Sommereiche
(Stieleiche, Q. Robur L.,
Q. pedunculata
Ehrh., s. Tafel,
[* 1]
Fig. 1-5), mit kurzgestielten, fast sitzenden Blättern
mit ohrähnlichen Anhängseln an der
Basis und nicht leicht mehr als fünf
Lappen an jeder Seite, blüht mit der Entfaltung
der
Blätter und trägt 1-3 sitzende
Früchte an einem langen Stiel. Der
Stamm hält sich in den ersten 50
Jahren
glatt, bildet aber im höhern
Alter tiefrissige
Borke; die
Krone ist nie dicht und wird von vielfach gekrümmten und geknickten
Ästen und
Zweigen gebildet.
Die Pfahlwurzel dringt bis 2,5 m tief in den
Boden, und außerdem treibt der
Baum zahlreiche
kräftige
Seitenwurzeln. Diese Eiche
fordert deshalb auch einen tiefgrundigen oder wenigstens bis in bedeutende Tiefe durchdringbaren
Boden. Am besten gedeiht sie auf fruchtbarem, lockerm Aueboden der
Ebene, wächst aber auch noch in lehmigem, frischem Sandboden,
während sie in höhern
Lagen gewöhnlich der folgenden Art weicht. Sie findet sich in ganz
Europa, im
Orient, wahrscheinlich auch in Nordafrika und bildet im russischen Tiefland einen breiten Waldgürtel zwischen dem
Finnischen
Meerbusen und der Steppengrenze, geht also ostwärts weit über die Buchenwälder hinaus, jedoch nur bis zum
Ural, der sie
von
Sibirien trennt.
Auch nach N. hin ist sie weit jenseit der Buchengrenze verbreitet; die Polargrenze weicht vom Atlantischen
Meer bis zum
Ural nur wenig von den
Isothermen 2-3°
R. ab. Von der norwegischen
Küste (63°) senkt sie sich allmählich über
Petersburg
[* 8] bis zur
Breite
[* 9] von
Perm und fällt fast überall mit der Polargrenze des
Weizens zusammen. Die Vegetationszeit beträgt
in
Brüssel
[* 10] 6, in
Petersburg 5
Monate. In doppelter Hinsicht verhält sich die Eiche
anders als die
Buche: sie
fordert zur Belaubung eine etwas höhere
Temperatur (9-10° R.), verliert aber im
Herbste die
Blätter erst, wenn die tägliche
Wärme
[* 11] tiefer gesunken ist als zu Anfang der
Vegetationsperiode (in
Petersburg unter 2°). Hierdurch wird
es der Eiche
möglich, so viel weiter als die
Buche in das
Klima
[* 12] Rußlands einzudringen, obgleich die Vegetationszeit fast dieselbe
ist.
In den
Alpen
[* 13] geht die
Buche bis 1370, als
Strauch bis 1510 m, die Eiche
aber nur bis 918 m. In
Deutschland
[* 14] kommen die schönsten,
aber niemals ganz reinen Stieleiche
nwälder in der fruchtbaren mitteldeutschen
Ebene und am
Niederrhein
vor. In früherer Zeit scheint diese und die folgende Art in der
Ebene und auf den niedrigen
Gebirgen herrschender gewesen
zu sein als jetzt. Die
Eicheln bleiben nur in dem Jahr nach der
Reife keimfähig, keimen aber sehr leicht; die jungen
Pflanzen wachsen in den ersten 4-6
Jahren sehr ungerade und knickig, erst bei 15-20
Jahren beginnt der
Stamm sich zu strecken;
im mittlern
Lebensalter hat die den stärksten
Zuwachs, im hohen
Alter setzt sie nur noch sehr dünne
Jahresringe an, und wegen
der alsdann eintretenden
Kernfäule macht in der
Regel ein
Sturm dem
Leben alter
Bäume ein Ende.
Eine Eiche bei Saintes, Departement Charente-Inférieure, von ca. 19 m Höhe und 8,7 m Durchmesser wird auf 2000 Jahre geschätzt, und einige Eichen des Muskauer Parks sollen aus der Heidenzeit stammen. Viele Forstmänner bestreiten aber, daß die Eiche ein so hohes Alter erreicht. Fruchtbar wird die Eiche ziemlich früh; Samenjahre kehren etwas häufiger als bei der Buche wieder, und ganz samenlose Jahre sind selten. Die Eiche ist sehr vielen Krankheiten ausgesetzt (Sonnenbrand, Stock- und Kernfäule, Wipfeldürre, Krebs). [* 15]
Kein Baum beherbergt so viel Insekten [* 16] wie sie; besonders bemerkenswert sind die Gallwespen, die hauptsächlich auf Eichen leben. Schädlich werden der der Maikäfer, Prozessionsspinner, [* 17] Eichenblattwickler; aber nur in mehreren aufeinander folgenden Jahren wiederholte Entlaubung kann jungen Eichen tödlich werden, alte Eichen sind durch ihr großes Ausschlagsvermögen geschützt. Das Holz der [* 18] Eiche hat sehr dicke und breite Markstrahlen (Spiegel, [* 19] Spiegelfasern) und sehr weite Gefäße; das Kernholz ist heller oder dunkler rötlich graubraun, bisweilen fast braunschwarz, das 8-13 Jahre umfassende Splintholz ist bedeutend heller.
Die Härte ist mittelmäßig und die Dichtigkeit ziemlich gering. Es ist unter allen Verhältnissen sehr dauerhaft und dient in der Technik als das wichtigste Schiff- und Wasserbauholz, auch sonst als sehr geschätztes Bau-, Nutz- und Werkholz. Sehr viel wird es zu Fässern benutzt. Als Brenn- und Kohlholz steht es dem Buchenholz etwas nach; die Rinde dient als Gerbmaterial (s. Eichenrinden), auch die Eicheln finden vielfache Verwendung. Gallwespen erzeugen auf den Blättern Galläpfel, an den jungen Früchten Knoppern, die aber wenig wertvoll sind.
In der Kultur befinden sich zahlreiche Varietäten der Sommereiche, z. B. Pyramideneiche (Q. pyramidalis Gmd.), mit pappelartigem Pyramidenwuchs; Trauereiche (Q. pendula), mit dünnen, langen, hängenden Zweigen. Auch hat man Varietäten mit tiefer und feiner geschlitzten, bunten Blättern und niedrige, strauchartige Formen. Die Wintereiche (Steineiche, Q. sessiliflora Salisb., Q. Robur Mill., s. Tafel, [* 1] Fig. 6-9) hat deutlich gestielte Blätter ohne ohrähnliche Anhängsel an der Basis und trägt gedrängt stehende, mehr eiförmige Eicheln auf einem ¶
mehr
sehr kurzen Fruchtstiel (daher Traubeneiche); sie blüht mit Entfaltung der Blätter, schlägt aber etwa 14 Tage später aus als die vorige Art. Die Blätter haben 6-8 regelmäßigere Einschnitte und sind zierlicher. Der Baum bleibt meist niedriger, erscheint gedrungener, erreicht kein so hohes Alter und verbreitet sich nicht so weit nach O. und N. wie die Sommereiche; im Bayrischen Wald steigt er bis 714, in den südlichen Alpen bis 1359 m. Sonst gilt von ihm, was von der vorigen Art gesagt ist.
Auch von der Wintereiche werden mehrere Formen kultiviert. Die Färber- oder Galleiche (Q. infectoria Oliv.), meist strauchartig, sehr buschig, 2 m hoch, mit kurzgestielten, länglich verkehrt-eiförmigen Blättern, trägt auf einem kurzen Stiel 1-3 untereinander stehende, walzige, 4 cm lange Früchte. Sie wächst in Rumelien, Griechenland, [* 21] Cypern, [* 22] Kleinasien, Syrien, Persien [* 23] und liefert besonders die Galläpfel. Die weichhaarige Eiche. (Weiß- oder Schwarzeiche, Q. lanuginosa Thuill., Q. pubescens Willd.) hat deutlich gestielte, in der Jugend auf beiden Flächen grau behaarte, später fast kahle Blätter, bleibt kleiner als unsre Eichen, wächst in ganz Südeuropa, auch diesseit der Alpen, in Süddeutschland, im Orient bis an das Kaspische Meer, wahrscheinlich auch in Nordafrika und liefert Eichenrinde.
B. Eichen der Neuen Welt mit im Herbst abfallenden Blättern und grauweißer, in breiten, dünnen Stücken sich lösender Rinde (Weißeichen). Die Blätter verfärben sich nicht im Herbst. Die Kastanieneiche (Q. Prinus L.), mit langgestielten, länglichen, jederseits 10-16zähnigen, in der Jugend behaarten, später meist nur oberseits kahlen Blättern und an einem kurzen, allgemeinen Stiel sitzenden Früchten, bildet in Nordamerika [* 24] große Wälder und liefert in beiden Varietäten (Q. P. acuminata Dec. und monticola Mchx.) die meiste Gerbrinde in den Vereinigten Staaten [* 25] (s. Tafel »Gerbmaterialien liefernde Pflanzen«). [* 26]
Die weiße Eiche (Q. alba L.), mit fiederspaltigen, selten buchtig gelappten, in einen deutlichen Stiel verschmälerten, in der Jugend behaarten, später fast kahlen Blättern und ziemlich großen Früchten, ein schöner, bis 25 m hoher Baum, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder und liefert viel Gerbrinde. Die großfrüchtige Eiche (Q. macrocarpa Mchx.), mit ziemlich lang gestielten, 36 cm langen, tief, aber ungleich fiederspaltigen, im Alter nur auf der Unterfläche, aber meist bleibend behaarten Blättern und 5 cm langen Früchten, die zu zwei Dritteln oder fast ganz von der breiten, am obern Ende mit haarförmigen Schuppen besetzten Fruchthülle umschlossen sind und mild schmecken, ist ein großer Baum, der in den Vereinigten Staaten sehr verbreitet ist und große Wälder bildet.
C. Eichen mit immergrünen Blättern. Die immergrüne Eiche (Q. Ilex L.), mit gestielten, rundlichen oder länglichen, am Rand ganzen oder buchtig gezahnten, fast kahlen oder, besonders auf der Unterfläche, filzigen Blättern, wächst meist als sparriger, 2,5-3,8 m hoher Strauch in den Mittelmeerländern und auf den Inseln, liefert viele Kulturformen. Die meist langen Früchte der immergrünen Eiche werden in Spanien, [* 27] Südfrankreich und Nordafrika ganz allgemein gegessen und heißen Ballota (daher Q. Ballota Desf.), die Rinde wird zum Gerben benutzt.
Die Korkeiche (Pantoffelbaum, Q. Suber L.), ein 10-16 m hoher Baum, dessen ältere Stämme und Äste mit glattem, rostbraunem Kork [* 28] bedeckt sind, der sich zuletzt in großen, dicken Platten ablöst. Die Blätter sind elliptisch bis länglich, meist scharf bis dornig gezahnt, in der Jugend graufilzig, später oberseits kahl. Die Eichel ist zwei- bis dreimal länger als der Becher [* 29] und reift im ersten Jahr. Sie findet sich in Südostfrankreich, Spanien, Portugal, Sardinien, [* 30] Corsica, [* 31] Istrien, [* 32] Italien, [* 33] am häufigsten in Algerien. [* 34]
Eine Form dieser Eiche ist Q. occidentalis Gay, mit jährlichem Blattwechsel und im zweiten Jahre reifenden Früchten. Sie bildet in Westfrankreich große Bestände und liefert wie die vorige Kork und Gerbrinde. Auf der Scharlacheiche (Zwerg-, Kermeseiche, Q. coccifera L.), in Südeuropa bis Istrien und in Nordafrika, wohnt die als Kermesbeeren in den Handel kommende Schildlaus (Coccus Ilicis Fabr.). Die Wurzelrinde (Garouille, Rusque) wird wie die weniger wertvolle Stammrinde zum Gerben benutzt.
2. Gruppe. Eichen mit im zweiten Jahre reifenden Früchten.
Die weidenblätterige Eiche (Q. Phellos L.), mit kurzgestielten, schmal elliptischen, in der Jugend behaarten, später kahlen, meist ganzrandigen, abfallenden Blättern, ist einer Silberweide ähnlich, wird 20 m hoch, ist auf der Westseite Nordamerikas verbreitet. Die Wassereiche (Q. nigra L.), mit gestielten, an jungen Pflanzen buchtig gelappten, an großen Bäumen keilförmigen, ganzrandigen, meist zwei und mehrere Jahre ausdauernden Blättern, wächst an feuchten Stellen in Nordamerika, besonders im W., liefert Gerbrinde.
Die Färbereiche (Q. velutina Lam., Q. tinctoria Barts., s. Tafel »Färbepflanzen«) hat langgestielte, tief fiederspaltige, auf der Unterfläche behaarte, im Herbst sich braunrot färbende, bis 30 cm lange Blätter und eine dicke, sehr gefurchte Rinde, wird 30 m hoch, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder und liefert die Quercitronrinde. Die sehr ähnliche Scharlacheiche (Q. coccinea Wangenh.) hat einen roten Blattstiel und roten Mittelnerv, wird im Herbst scharlachrot, bildet in den Vereinigten Staaten große Wälder; ihr Holz wird vielfach nach England ausgeführt und ihre Rinde zum Gerben benutzt.
Die Roteiche (Q. rubra L.), mit langgestielten, fiederspaltigen, nur in der Jugend behaarten, 20-30 cm langen Blättern und großen, eirunden Früchten, ein schöner, großer Baum, bildet vom Huronensee bis Florida und Texas ausgedehnte Wälder und liefert viel Gerbrinde. Dasselbe gilt von der sehr schnellwüchsigen Sumpfeiche (Q. palustris Dur.), mit sehr langgestielten, tief fiederspaltigen Blättern und kleinen Früchten. Die kastanienblätterige Eiche (Q. castaneaefolia C. A. Mey.), mit gestielten, schmal länglich lanzettförmigen, mit zehn sehr oberflächlichen, in eine borstenförmige Spitze auslaufenden Abschnitten auf jeder Seite versehenen, den Winter über ausdauernden, im Frühjahr abfallenden Blättern, ist der Kastanie ähnlich, wird 20-25 m hoch und bildet in Rumelien, Kleinasien und Nordpersien bis zum Kaspischen Meer große Wälder.
Die Knopperneiche (Valoneneiche, Q. vallonea Kotschy), mit gestielten, länglich elliptischen, groß und ungleich gezahnt-gesägten, an den Zähnen spitzen bis stachelspitzigen, den Winter ausdauernden, im Frühjahr abfallenden, auf der Unterfläche behaarten Blättern, einzeln sitzenden, von der Fruchthülle ganz oder fast eingeschlossenen Fruchthüllen u. abstehenden oder zurückgekrümmten, schmal länglichen Schuppen auf den letztern, ist ein ziemlich hoher Baum in Rumelien, Griechenland und Kleinasien, dessen Fruchthüllen als Valonen in den Handel kommen (vgl. Dodona). Die Eicheln dieser Art nährten die ältesten Bewohner Griechenlands. Valonen liefern auch einige andre Eichen, ¶
mehr
die man früher als Q. Aegilops L. zusammenfaßte. Hierher gehören besonders Q. graeca Kotschy, in Attika, Kreta, Kleinasien (s. Tafel »Gerbmaterialien liefernde Pflanzen«),
und Q. oophora Kotschy, in Kleinasien. Die Zirn- oder Zerreiche (österreichische, burgundische Eiche, Q. cerris L.), mit gestielten, länglichen, buchtig fiederspaltigen oder oberflächlich gelappten, sehr veränderlichen Blättern und steifen, langen, abstehenden Schuppen auf der Fruchthülle, ein großer Baum mit ungemein festem und hartem Holz (Iron oak der Engländer) und eßbaren Früchten, wächst in Südeuropa, auch diesseit der Alpen, in Mähren, [* 36] Ungarn, [* 37] Serbien [* 38] sowie in Kleinasien und Syrien. Ihre Rinde dient als Gerbmaterial.
Forstwirtschaftliches.
In der Forstwirtschaft nimmt die Kultur der Eiche eine hervorragende Stelle ein. Allerdings hat die Hingabe ausgedehnter Waldflächen an die Landwirtschaft seit 1750 den zur Erziehung der Eiche geeigneten Boden erheblich vermindert; allein die verbesserte Technik der Holzerziehung weiß auch auf weniger kräftigen Waldböden noch Eichen zu erziehen, und die moderne Forstwirtschaft betrachtet es als eins ihrer wichtigsten Ziele, die Nachzucht dieser wertvollen Holzart, in Deutschland namentlich der Stieleiche und Steineiche, zu ermöglichen.
Die Erziehung der Eiche erfolgt überall da, wo es sich um Nutz- und Bauholzerzeugung handelt, in Baumholzbeständen (Hochwald) oder im Oberholz des Mittelwaldes; da, wo die Erzeugung von Gerbrinde erstrebt wird, in Niederwaldbeständen (Eichenschälwald). In Baumwaldungen wird die Eiche nur selten rein erzogen, meist in Vermischung mit Buchen, Hainbuchen, Ulmen, Eschen, Ahornen, Birken, Kiefern. Reiche Böden allein gestatten die Erziehung reiner Eichenorte, und auch auf ihnen tritt im Baumholzalter leicht Bodenverwilderung ein, weil die Eiche bei sehr großem Lichtbedürfnis im höhern Alter den Boden nicht vollkommen zu decken im stande ist. Im Eichenhochwald sind 120-180jährige Umtriebe zur Zeit am häufigsten.
Die Bestandsverjüngung erfolgt durch eigentlichen Samenschlag mit sehr rascher Räumung der verjüngten Orte (nach 2-3 Jahren) oder in Schirmschlägen, in welchen unter dem lichten Schirm andrer Holzarten die Eiche eingesäet wird. Wo im Buchenhochwald bei der Verjüngung reichliche Beimischung der Eiche erreicht werden soll, haut man 8-10 Jahre vor dem Anhieb des Buchenbestandes große Löcher (0,2-0,5 Hektar) frei, besäet dieselben voll mit Eicheln und erzieht so vorwüchsige große Eichenhorste (sogen. Spessartbetrieb).
Die Eiche bedarf eines Schutzes von Mutterbäumen nicht und kann durch Saat oder Pflanzung auf Kahlflächen erzogen werden. Reine Eichenbestände im Stangenholzalter (50-70 Jahre), welche nicht auf ungewöhnlich kräftigen Böden stocken, müssen zur Erhaltung der Bodenkraft unterbaut werden. Etwa ein Drittel der Bestandsmasse wird herausgenommen und dann der Bestand mit Buchen, Hainbuchen, Fichten oder Tannen unterpflanzt (Lichtungsbetrieb). Im Mittelwald bildet die Eiche einen sehr schätzbaren Oberbaum.
Zur bessern Ausformung des Stammes und zur Verminderung des Schirmdrucks werden hier häufig Aufastungen angewendet. Neuere Untersuchungen haben jedoch dargethan, daß die Hinwegnahme stärkerer Äste für die Gesundheit des Stammes leicht gefährlich wird, indem die Wundfläche eine Einzugspforte für Verpilzung und Vermoderung bildet. Um dies zu verhindern, sind die Äste glatt am Stamm wegzunehmen und die Wundflächen mit Steinkohlenteer zu bestreichen. Äste von mehr als 10 cm Stärke [* 39] überhaupt noch wegzunehmen, ist nicht ratsam.
Sehr große Bedeutung, namentlich für Frankreich, Belgien, [* 40] das westliche und südliche Deutschland, hat der Eichenschälwaldbetrieb. Er ist ein Niederwaldbetrieb mit meist 15-20jährigem Umtrieb. Die Traubeneiche ist die für diesen Betrieb geeignetste Eichenart. Der Hieb [* 41] erfolgt tief, um reichliche und kräftige Wurzel- und Wurzelknotenausschläge zu erzeugen. Über die Rindengewinnung s. Eichenrinden. Die ausgehenden (d. h. nicht mehr ausschlagsfähigen) Stöcke müssen durch Saat oder Pflanzung ersetzt werden.
Man wendet bei letzterer mit gutem Erfolg gestummelte (d. h. über dem Wurzelknoten abgeschnittene) Pflanzen an. Mit dem Eichenschälwaldbetrieb wird vielerorts eine periodische Fruchtnutzung (Roggen oder Buchweizen) verbunden (Hauberg, Hackwald). Das forstliche Verhalten der beiden genannten Eichenarten ist kein sehr verschiedenes. In vielen Gegenden Deutschlands [* 42] gibt man in höhern Lagen und auf ärmerm Boden der Traubeneiche den Vorzug. Sie geht höher in den Bergen [* 43] und beherrscht in Deutschland ein weitaus größeres Gebiet als die Stieleiche, ist namentlich herrschend auf dem Bunten Sandstein (Solling, Spessart), dem Urgebirge (Harz im Flachland mit sandigen Böden. Die Stieleiche herrscht dagegen im Aue- und Flußboden und in einzelnen dem Übergangsgebirge angehörigen Waldgebieten (Gegend von Siegen), [* 44] ebenso auf Kalkboden.
Die Gebrauchsfähigkeit beider Eichenarten ist fast die gleiche, doch ist das Holz der Traubeneiche etwas schwerer. Die beiden Spezies lassen sich leicht durch Saat und Pflanzung kultivieren und zwar durch letztere auf allen Stufen des Kindheitsalters (bis zur Stangenstärke); doch bleiben die Saat und die Pflanzung schwächerer Pflanzen (bis 1,5 m Höhe) die sichersten Methoden. Beide Arten verlangen tiefgrundigen, frischen Boden, gedeihen jedoch, wenn diese beiden Bodeneigenschaften vorhanden sind, auch auf mineralisch wenig kräftigen Bodenarten recht gut. Man erzieht die Eichenpflanzen in Saatkämpen, pflanzt sie im zweijährigen, fünfjährigen, bez. achtjährigen Alter in Pflanzkämpen um, wobei eine sorgfältige Kronenausformung durch Schneideln stattfindet, und pflanzt sie dann in die Verjüngungsorte.
Die Eiche ist schon mit den ältesten naturreligiösen Mythen und Kulten der europäischen Völker eng verknüpft, besonders mit denen der alten Griechen, Etrurier, Germanen, Kelten, Skandinavier, Preußen [* 45] etc. Die Eiche zu Dodona in Nordgriechenland war der Sitz des ältesten hellenischen Orakels, dessen Willen die Priester aus dem Rauschen ihrer Blätter vernahmen. Bei den Römern war die Eiche dem Jupiter gewidmet (arbor Jovis). Die alten Gallier und Deutschen hielten die Eiche für einen heiligen Baum.
Die Eichenwälder waren den Göttern geweiht, und unter den stärksten und höchsten wurden die Opfer dargebracht. Auch mehrere slawische Völker hielten die Eiche für heilig und brauchten das Eichenholz zu Opferfeuern. Als das Christentum nach Deutschland und in die Länder an der Ostsee drang, wurden viele alte heilige Eichen niedergehauen. Insbesondere soll eine heilige Eiche bei Geismar in Hessen [* 46] berühmt gewesen sein, welche von Bonifacius gefällt wurde. Auch bei den Juden und Persern stand die Eiche in hohen Ehren. Der Eichenkranz, als Schmuck, war zu allen Zeiten ein ernstes Symbol; in alten Zeiten bekränzten sich die Priester damit, auch war er Belohnung römischer Bürgertugend (s. Corona). [* 47] Das Eichenlaub ist auf die gotische Ornamentik von bedeutendem Einfluß gewesen.
Vgl. Kotschy, Die Eichen Europas und des Orients ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Eiche
(Quercus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Cupuliferen (s. d.). Ihre sehr zahlreichen Arten, teils Bäume, teils Sträucher, sind namentlich in der gemäßigten Zone der nördl. Hemisphäre, insbesondere in den Vereinigten Staaten Nordamerikas verbreitet; auch ist die Zahl der in den Mittelmeerländern, vorzüglich im Orient und in Spanien, vorkommenden bedeutend. Dagegen besitzt Deutschland nur drei oder vier Arten, von denen zwei allgemein verbreitet und zugleich die wichtigsten aller Eichenarten bezüglich der Brauchbarkeit und Dauerhaftigkeit des Holzes sind.
Alle Eiche bringen ihre Blüten mit dem Laubausbruch hervor. Die männlichen, die ein meist gelbgrün gefärbtes, fünf- bis siebenteiliges Perigon und ebensoviele langgestielte Staubgefäße [* 48] besitzen, sind in schlaff herabhängende, sehr lockere Kätzchen geordnet, die aus den obersten Seitenknospen vorjähriger Triebe entspringen, während die weiblichen Blüten, einzeln oder gebüschelt, an einem bald sehr kurzen, bald langen Stiele in den Blattwinkeln der jungen, im Mai oder Juni sich entwickelnden Triebe und daher höher stehen als die männlichen Kätzchen.
Jede weibliche Blüte [* 49] ist von einer mehrreihigen Hülle kleiner Deckschuppen umgeben, durch deren nach der Blütezeit erfolgende Vergrößerung, gegenseitige Verwachsung und Verholzung das die Eichelfrucht vom Grunde her umschließende, becherförmige Organ, das Fruchtschälchen oder der Fruchtbecher, die Cupula, entsteht. Innerhalb dieser Schuppenhülle befindet sich ein einziger Stempel, dessen Fruchtknoten von einem ihm eng anliegenden Perigon umschlossen ist.
Auf dem Fruchtknoten erhebt sich ein kurzer Griffel mit sechs Narben. Obwohl der Fruchtknoten sechs Eier [* 50] enthält, entwickelt sich aus demselben doch fast immer nur eine einsamige Frucht, die Eichel (s. Eicheln), die, wie auch der Fruchtbecher, unter sehr verschiedenen Formen auftritt, weshalb die Eichenarten vorzugsweise nach den Früchten unterschieden werden. Hinsichtlich der Blätter, die bei den meisten Arten fiederspaltig oder buchtig gelappt sind, doch auch bei vielen in unzerteilter und ganzrandiger Form vorkommen, zerfallen die Eiche in sommergrüne und in immergrüne Arten. Letztere finden sich vorzugsweise in den Mittelmeerländern. Nach den Früchten kann man die Eiche in solche mit ein- und mit zweijähriger Samenreife einteilen. Erstere reifen ihre Früchte schon im nächsten, letztere erst im zweiten der Blütezeit folgenden Herbst. Zu letztern gehört die Mehrzahl der nordamerikanischen Eiche.
Unter den deutschen Eiche hat nur die Zerr- oder österreichische Eiche (Quercus cerris L.), auch burgundische Eiche genannt, eine zweijährige Samenreife. Diese Art, ausgezeichnet durch spitzlappige Blätter, fadenförmige Nebenblätter und Knospenschuppen und durch die aus fadenförmigen, sperrig voneinander stehenden Schuppen gebildete Cupula, ist ein Baum von 16 bis 26 m Höhe, der in Südeuropa, namentlich in Niederösterreich, Ungarn, den untern Donauländern und Frankreich wächst, im ungar. Hügelland und am nordwestl.
Rande des Jura reine Bestände bildet. Die beiden wichtigsten deutschen Arten sind die Stieleiche (Quercus pedunculata Ehrh., robur α L.) und die Traubeneiche (Quercus sessiliflora Sm., robur β L.). Beide sind sich sehr ähnlich, unterscheiden sich dadurch, daß bei der Stieleiche die weiblichen Blüten und Früchte an einem mehr oder weniger langen Stiele stehen und die Blätter kurz gestielt sind, während bei der Traubeneiche die weiblichen Blüten und Früchte einzeln oder traubig gehäuft in den Blattachseln sitzen, die Blätter aber einen ziemlich langen Stiel haben.
Die Abbildung auf Tafel Laubhölzer: Waldbäume III, zeigt [* 51] Fig. 1 eine freierwachsene, alte Stieleiche (1 Triebspitze derselben im Winterzustand, 2 weibliche Blüte, 3 deren Längsschnitt, 4 Stück eines männlichen Blütenkätzchens, 5 dazugehörigen Staubbeutel, 6 dessen Querdurchschnitt, 7 Triebspitze mit ausgebildeten Blättern und Früchten). [* 51] Fig. 2 einen blühenden Trieb der Traubeneiche mit den lang herunterhängenden männlichen Blütenkätzchen, in den obersten Blattwinkeln die kleinen sitzenden weiblichen Blüten. [* 51] Fig. 3 eine Triebspitze derselben mit ausgebildeten Blättern und Früchten.
Die Stiel-, auch Sommereiche genannt, ist durch fast ganz Europa verbreitet, während die Trauben- oder Wintereiche, wegen ihres härtern Holzes wohl auch Steineiche genannt, fast nur im mittlern Europa sich findet und deshalb die eigentliche deutsche Eiche genannt zu werden verdiente. Beide Eiche erreichen 30-40 m Höhe. Die Stieleiche ¶
mehr
vermag unter günstigen Verhältnissen ein Alter von mehr als 1000 Jahren und daher riesige Stärke zu erreichen, während die Traubeneiche wohl selten über 6-800 Jahre alt wird. Die Stieleiche ist vorzugsweise ein Baum der Ebenen, Niederungen, Flußauen und Hügelgelände und blüht im allgemeinen 2 Wochen eher als die Traubeneiche, die mehr die Gebirgsgegenden liebt, doch in den Gebirgen Deutschlands im Mittel höchstens bis 650 m über das Meer emporsteigt. Beide treten in verschiedenen Gegenden Mitteleuropas, teils für sich allein, teils mit andern Laubhölzern (z. B. Rot- und Weißbuchen, Ulmen, Ahornen, Eschen u. a. m.) oder auch mit Nadelhölzern (namentlich Kiefern) gemengt als waldbildende Bäume auf, zumal in den untern Donauländern (in der Bukowina, der Walachei, in Serbien, Kroatien und Slawonien), wo es noch unermeßliche, zum Teil noch im Urzustande befindliche Eichenwälder giebt. Mit der Traubeneiche am nächsten verwandt ist die weichhaarige oder Filzeiche (Quercus pubescens Willd.), die besonders im südl. Europa, doch vereinzelt auch in Mitteldeutschland und Österreich [* 53] vorkommt. Sie unterscheidet sich von den andern deutschen Eichenarten durch den sammetartigen Filz der zuletzt fast lederartigen Blätter.
Unter den übrigen europ. Eichenarten nehmen die Korkeichen jedenfalls den ersten Platz ein. Es giebt zwei verschiedene Arten, die eigentliche oder südl. Korkeiche (Quercus suber L., s. Tafel: Amentaceen, [* 52] Fig. 2), eine im südwestl. Europa (namentlich Südspanien und Portugal) und Nordafrika heimische Immergrüneiche mit einjähriger Samenreife und 3 Jahre lebendig bleibenden Lederblättern, und die westeurop. Korkeiche (Quercus occidentalis Gay), eine im westl. Frankreich (den «Landes» von Bayonne), in Nordspanien und Portugal wachsende Eiche mit zweijähriger Samenreife und nur ein Jahr ausdauernden Blättern.
Beide Arten liefern den in den Handel kommenden Kork, der sich periodisch in ihrer Rinde erzeugt. (S. Kork.) Sehr verbreitet im südl. Europa ist die gemeine Immergrün- oder eigentliche Steineiche (Quercus ilex L.), ein Baum von 10 bis 20 m Höhe mit eiförmiger Krone und kleinen elliptischen oder eiförmigen, bald ganzrandigen, bald dornig gezähnten Blättern. Ihr Holz gilt für das schwerste und härteste der europ. Eichenarten. Mehrere Eiche Europas und des Orients haben eßbare Eicheln, so namentlich die orient.
Quercus aegilops L., eine sommergrüne Eiche, und die westeurop. und nordafrik. Quercus ballota Desf., eine immergrüne Eiche, die vermutlich bloß eine Varietät von Quercus ilex ist. Beider Früchte werden in den betreffenden Ländern, wo man sie teils roh, teils geröstet ißt, in großen Massen zu Markte gebracht. Noch sind die Galläpfeleiche (Quercus infectoria Oliv.), eine in Kleinasien und Persien heimische Art mit ungefähr ein Jahr lebenden Blättern, welche die offizinellen Galläpfel liefert und mit der in Nordafrika und auf der Pyrenäischen Halbinsel wachsenden Quercus lusitanica Lamk., die ebenfalls Gallen produziert, identisch sein soll, und die Kermeseiche (Quercus coccifera L.), eine niedrige, strauchige Art mit immergrünen, dornig gezähnten Blättern, die in den Mediterranländern häufig vorkommt und die Kermesschildlaus (s. Kermes) ernährt, zu erwähnen.
Unter den nordamerikanischen Eiche, von denen gegenwärtig mehrere als Zierbäume überall bei uns gehalten werden, sind besonders bemerkenswert: die Roteiche (Quercus rubra L.), die Scharlacheiche (Quercus coccinea L.) und die Sumpfeiche (Quercus palustris Mich.), deren Blätter im Herbst blutrot werden;
die durch weiße Rinde und unterseits weißflaumige, sich im Herbst violett färbende Blätter ausgezeichnete Weißeiche (Quercus alba L.) und die Färbereiche (Quercus tinctoria Willd.), deren zum Gelbfärben gebrauchte Rinde unter dem Namen Quercitron in den Handel kommt.
Fast alle Eiche sind lichtbedürftige Bäume, weshalb sie, in reinem Bestände erzogen, sich immer selbst licht stellen, wenn sie anfangs zu dicht standen. Deshalb ist es besser, bei Anlage von Eichenwäldern die Eiche in räumlicher Stellung (durch Auspflanzen von zuvor in Gärten gezogenen Pflänzlingen) zu erziehen. Da unter dem lichten Schirm der der Boden leicht verangert, so muß zwischen den Eichenreihen ein Bodenschutzholz, zu dem sich Hainbuchen, Weißtannen, auch wohl Fichten eignen, angebaut werden, oder man zieht die Eiche überhaupt in Vermischung mit andern Laubhölzern, Buchen u. s. w. Ganz besonders eignen sich die Eiche für Mittel- und Niederwaldbetrieb.
Bei der großen Lichtbedürftigkeit dieser Holzarten liefern die alten, freistehenden Oberbäume des Mittelwaldes das beste Holz. Die Eiche gehören zu den nutzbarsten Laubhölzern der gemäßigten Zone. Außer ihrem wertvollen, namentlich beim Schiff-, Hafen- und Faßbau unentbehrlichen, sehr dauerhaften Holze ist die Rinde wegen ihres Reichtums an Gerbstoff (s. Eichenschälwald und Eichenrinde) sehr geschätzt, während die Früchte eine vortreffliche Mast für Schweine [* 54] abgeben.
Die gerösteten Eicheln dienen als Kaffeesurrogat, die Eichenrinde zu mediz. Zwecken. Gefahren und Feinden sind die sturmfesten Eiche weniger ausgesetzt als Buche und Nadelhölzer. [* 55] Spätfröste schaden der Eiche seltener als der Buche, weil sie später ausschlägt, dagegen leidet sie oft durch Frostrisse, wegen ihrer starken Borke wird sie nicht rindenbrandig. Von Pilzen haben namentlich alte Eiche zu leiden, verschiedene Arten der Gattung Polyporus, Hydnum diversidens F., Telephora perdix R. Htg. u. a. rufen Rot- und Weißfäule hervor; der Eichenwurzeltöter (Rosellinia quercina) schadet den jungen Pflanzen.
Ein ganzes Heer verschiedener Insekten bewohnt zwar die Eiche, meist jedoch ohne sehr empfindlichen Schaden zu thun. Von Käfern schaden am meisten der Maikäfer, der das Holz der lebenden Eiche mit großen Gängen durchwühlende und dadurch verderbende Eichenbock (Cerambyc cerdo L.), mitunter auch einige Borken-, Pracht- und Rüsselkäfer. [* 56] Unter den Schmetterlingen ist beachtenswert namentlich der Prozessionsspinner (Cnethocampa processionea L.), der mit verwandten Arten die jüngsten Triebe mit Blüten oft zerstörende Eichenwickler (Tortrix viridana L.) u. s. w. Von Aderflüglern sind besonders zu nennen die zahlreichen Gallwespen (Cynips), welche die wirtschaftlich teilweise recht wertvollen Gallen erzeugen; gewisse Formen der letztern nennt man Knoppern. - Die Eiche haben von jeher bei allen Völkern, so schon im Altertum bei den Persern und Israeliten, in hohem Ansehen gestanden; bei den Griechen und Römern waren sie dem Jupiter geheiligt. Bei den Kelten spielte namentlich die auf Eiche schmarotzende Mistel (s. d.) in der Heilkunde der Druiden eine hervorragende Rolle. In Eichenhainen verehrten bekanntlich auch unsere heidn. Vorfahren ihre Götter; desgleichen dienten ¶
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Eichenhaine den alten Deutschen als Versammlungsorte bei Beratungen, eine Sitte, die erst durch das Christentum verdrängt wurde. –
Vgl. Kotschy, Die Eiche Europas und des Orients (Olmütz [* 58] 1862);
Wagler, Die Eiche in alter und neuer Zeit.
Mytholog.-kulturgeschichtliche Studie (Berl. 1891).