Gattung aus der
Familie der
Kupuliferen,
Bäume mit länglichen
oder elliptischen Blättern, sehr langen, spitzen
Knospen,
[* 3] hängenden, kurz ährenförmigen, fast kugeligen männlichen Blütenständen,
an der
Spitze der jüngern
Triebe stehenden, aufrechten weiblichen
Blüten und einer in vier
Klappen aufspringenden, weichstacheligen
Hülle, welche 2-5 dreikantige
Nüßchen (Bucheckern) einschließt. Die gemeine Buche
(Rotbuche, F. sylvaticaL., s. die Tafel) hat einen stielrunden, glatten
Stamm mit hell silbergrauer, dünner
Rinde, breit eiförmige, kurz zugespitzte,
am
Rand fein gewimperte, in der obern Hälfte seicht buchtig gezahnte, glatte, glänzende
Blätter.
Die Buche gedeiht am besten auf kräftigem, nicht zu feuchtem, aber auch nicht zu trocknem kalkhaltigen
Gebirgsboden, bildet aber auch mächtige Bestände auf dem frischen humosen Sandboden der nordostdeutschen
Ebene; sie findet
sich hauptsächlich in Mitteleuropa, geht westwärts bis Mittelspanien und Nordportugal, südlich bis
Sizilien
[* 4] und
Apulien,
östlich bis zum
Kaukasus. Hier ist sie überall entschiedener Gebirgsbaum und steigt z. B. am
Ätna
[* 5] bis 1880
m;
auch in
Deutschland
[* 6] liebt sie noch das
Gebirge, auf den
¶
mehr
Alpen
[* 8] geht sie bis 1370 m, alsStrauch bis 1510 m, in den norddeutschen Gebirgen nur bis etwa 650 m; im norddeutschen Flachland
findet sie auf besserm thonigen oder mergeligen Sandboden gedeihlichen Standort, besonders in der Seenähe (Holstein, Alsen).
In Norwegen
[* 9] findet sie sich bis zum 59.° nördl. Br. Ihre nördliche Grenze berührt die schwedische Westküste
von Gotenburg, geht an der Ostküste nur bis Kalmar (57°) und durchschneidet fast geradlinig den Kontinent von Königsberg
[* 10] aus
über Polen bis Podolien.
Jenseit dieser Linie würde die Vegetationsperiode auf weniger als fünf Monate beschränkt werden, was die Buche nicht erträgt.
Sie beginnt gewöhnlich erst im Alter von 60-70 Jahren zu blühen und Frucht zu tragen; besonders reichlich
und früh tragen aus Stockausschlag erwachsene Buchen (Stöcke von mehr als 40 Jahre alten Bäumen schlagen meist gar nicht mehr
aus). Ein reiches Samenjahr kehrt in guten Lagen nach 3-4, in rauhen kaum nach 10-15 Jahren wieder. Mit
120-150 Jahren vollendet die Buche gewöhnlich ihr Wachstum und kann dann bei 0,9-1,25
m Stammdurchmesser über 30 m hoch sein. Die Buche liebt volle, geschlossene Bestände und gedeiht nur dann, wenn
der Boden vollkommen gedeckt ist. Sie erträgt in der Kindheit einen bedeutenden Schirmdruck des Oberbestandes und verlangt
Schutz, da sie gegen Dürre und Frost überaus empfindlich ist. Noch im Stangenholzalter leidet sie durch Sonnenbrand an den
südlichen Bestandsrändern.
Die Verjüngung oder Begründung von Buchenbeständen erfolgt durch Samen- oder Schirmschläge, d. h. unter dem Schatten
[* 11] der
den Samen
[* 12] abwerfenden Mutterbäume oder unter dem Schirm andrer, nicht zu stark verdämmender Holzarten
(Birke, Kiefer). Der Anbau der Buche im Oberholz des Mittelwaldes ist nicht zweckmäßig, da sie zu stark verdämmt; auch im Niederwald
ist sie wegen geringer Dauer der Stöcke nicht empfehlenswert, eher noch im Unterholz des Mittelwaldes. Die Buche war einst mit
der Eiche im ganzen westlichen und in ausgedehnten Waldgebieten des südlichen und mittlern Deutschland
herrschend.
Seit 1780 ist sie aber vielfach den Nadelhölzern gewichen. Übertriebene Weide- und Streunutzung, Plaggenhieb und ungeordnete
Plenterwirtschaft haben den Boden erschöpft. In neuerer Zeit hat die allgemeine Verbreitung fossiler Brennstoffe ihren wirtschaftlichen
Wert herabgedrückt, und es ist heute Ziel einer rationellen Laubholzwirtschaft, nicht reine Buchen-, sondern
aus Eichen, Buchen, Ahorn, Eschen etc. gemischte Bestände zu erziehen, in welchen die Buche den Boden schützt und durch reichlichen
Blattabfall verbessert, auch die genannten Nutzholzarten durch kräftigen Bestandsschluß zu günstiger Stammausformung zwingt.
Die Buche selbst gibt selten mehr als 5-10 Proz. der gesamten Holzmasse als Nutzholz. Eine bedeutsame Rolle
spielt die Buche als Bodenschutz- oder Treibholz im ältern Eichen- und Kiefernbestand (Lichtungsbetrieb). Bei voller Mast sammelt
man pro Hektarca. 100 ScheffelBucheln im 120jährigen Bestand. Man erzieht die Buche leicht in Saatbeeten und verpflanzt sie drei-
bis vierjährig in Büscheln (mehrere Pflanzen zusammen) ins Freie oder fünf- bis zehnjährig nach mehrmaligem
Umpflanzen im Pflanzbeet als sogen. Loden oder Heister.
Letztere müssen aber gegen Sonnenbrand (Rindenbrand) sorgfältig geschützt werden, und die aufzuwendenden bedeutenden Kulturkosten
werden selten durch den spätern Ertrag verzinst, bez. amortisiert. Die Massenerzeugung der Buchenbestände
ist eine bedeutende. Hundertjährige Bestände, in denen pro Hektar 600
Festmeter Gesamtholzmasse stehen,
sind nicht selten. Der Durchschnittszuwachs pro Jahr und Hektar schwankt je nach dem Standort zwischen 3 und 9 Festmeter.
Das Buchenholz ist hell braunrötlich, und nur sehr alte Stämme haben einen dunkler rotbraunen Kern von
geringem Umfang; es ist ziemlich fein, sehr spaltbar, ziemlich schwer, mäßig fest und elastisch, im Wasser sehr dauerhaft,
weniger im Freien und unter Dach,
[* 13] brennt lebhaft und ruhig und besitzt ziemlich hohe Heizkraft. Man erkennt es leicht an der
Farbe und den Markstrahlen, welche an Breite
[* 14] nur von denen der Eiche übertroffen werden. Es wird vom Wagenbauer
und Stellmacher, zu Möbeln, beim Mühlenbau und imprägniert auch zu Eisenbahnschwellen benutzt.
Als Brennholz hat es sehr hohen Wert; es gibt eine vorzügliche Meilerkohle und eine an Pottasche sehr reiche Asche. Der Teer
enthält sehr viel Kreosot. Die Bucheckern (Bucheln, Buchnüsse) schmecken süß, mandelartig, enthalten
Stärkemehl, Zucker
[* 15] und 16-17 Proz. fettes Öl und werden zur Gewinnung des letztern und zur Schweinemast benutzt; auch das
Geflügel frißt gequetschte Bucheckern gern und wird davon schnell fett. Die nach dem Auspressen des Öls
[* 16] bleibenden Kuchen
sind für Pferde
[* 17] sehr schädlich und können in Mengen von 0,5-0,75 kg schon tödlich wirken; auch ist
nicht ratsam, Kühen mehr als 2-2,5 kg täglich zu verabreichen.
(Fagus L.), Pflanzengattung aus der Familie der Cupuliferen (s. d.), in Europa
[* 21] nur durch eine Art, die gemeine Rotbuche (FagussilvaticaL.), die auch vorzugsweise Buche heißt, vertreten. Die
hat hängende,
fast kugelige, gestielte männliche Kätzchen, deren Blüten aus einer glockigen, fünf- bis sechsspaltigen
Blütenhülle und 8-15 Staubgefäßen bestehen. Die weiblichen, an der Spitze der jungen Triebe stehenden Blüten werden durch
einen unterständigen Fruchtknoten gebildet, der mit dem fünf- bis sechsteiligen Saume der Blütenhülle und drei Griffeln
bekrönt ist.
Diese Blüten stehen zu zwei, sehr selten zu drei, in einer gestielten, vielspaltigen, außen mit vielen
fleischigen Fäden besetzten Hülle, die nach der Blütezeit sich schließt und zu einer bei der Reife in vier Klappen aufspringenden,
außen mit zahlreichen Weichstacheln besetzten, kapselartigen Hülle (cupula) heranwächst, in der die zwei (sehr selten
drei) dreikantigen Früchte, die sog. Bucheckern (s. d.), eingeschlossen sind. Die gemeine
Rotbuche besitzt eirund-ovale, undeutlich ausgeschweift-gezähnte, am Rande zottig gewimperte Blätter.
Die Abbildung auf TafelLaubhölzer: Waldbäume IV,
[* 22]
Fig. 1, zeigt die gemeine Rotbuche als Baum, davon: 1. Maitrieb, an der Spitze mit
einem weiblichen und mit drei männlichen Kätzchen, 2. Triebspitze im Winterzustand mit zwei Knospen, 3. männliches
Kätzchen, 4. einzelne männliche Blüte,
[* 23] 5. Staubbeutel, 6. Querschnitt des Staubbeutels, 7. weibliche Blüte, 8. geschlossene
Fruchtkapsel, 9. reife aufgesprungene Kapsel mit zwei Bucheckern, 10. aufgeschnittenen Fruchtknoten, innen die Samenknospen, 11. Querschnitt
des Fruchtknotens mit den drei Fächern, 12. ausgewachsenen Fruchtknoten, 13. Querschnitt des Samens, 14. Keimpflanze.
Die Buche, einer der schönsten Waldbäume Europas, erreicht eine Höhe von über 30 m und eine Stärke
[* 24] von
mehr als 1 m. Das Holz
[* 25] ist rötlichweiß, im Kern, wenn ein solcher vorhanden, dunkler, auf der Spaltfläche durch die starken,
dunkel gefärbten Markstrahlen leicht kenntlich, schwer und hart, sehr leicht spaltbar und von ausgezeichneter
Brennkraft. Seine geringe Dauerhaftigkeit macht es ungeeignet für Bauzwecke, nur ganz unter Wasser dauert es gut, daher
auch brauchbar für Schiffskiele. Vielfache Verwendung findet es seitens der Tischler und Wagner zu mancherlei Hausgerät,
Radfelgen, Rudern u. s. w., neuerdings namentlich zur Anfertigung der sog.
gebogenen Möbel.
[* 26] Auch Eisenbahnschwellen können aus Buchenholz hergestellt werden, jedoch nur dann,
wenn es mit Metallsalzen oder Kreosot imprägniert ist. Immerhin ist der Nutzwert des Holzes verhältnismäßig gering.
Die Rotbuche ist vorzüglich in Mitteleuropa verbreitet; nordwärts wird sie bis ins südl. Schweden, England und Irland, westwärts
noch in Centralspanien und Nordportugal, südwärts bis Sicilien und Apulien, ostwärts bis zum Kaukasus
und gegen Nordosten bis über Königsberg in Ostpreußen
[* 27] hinaus angetroffen. Gegen die südl.,
südwestl. und südöstl. Grenzen
[* 28] ihres Verbreitungsbezirks ist sie ein entschiedener Gebirgsbaum (in Sicilien z. B. findet
sie sich nur zwischen 1500-2000 m ü. d. M.), während sie im Norden
[* 29] (Schweden, Dänemark)
[* 30] in der Ebene und in der
Nähe des Seestrandes wächst und daselbst noch schöne Wälder bildet (besonders
¶
mehr
auf den Ostsee-Inseln). In Deutschland liebt sie bereits mehr die frischen Gebirgshänge als die Ebenen. Sie eignet sich namentlich
für den Hochwald-, weniger für Mittel- und Niederwaldbetrieb. Für letztern ist sie wegen der geringen Ausschlagfähigkeit
der Stöcke und des langsamen Wuchses der Äusschläge wenig tauglich, als Oberholz im Mittelwalde beschattet
sie mit ihrer dichten Krone das Unterholz zu stark. Der Buchenhochwald wird fast immer im Femelschlagbetrieb (s. d.) bewirtschaftet.
Reiche Samenjahre (s. d.) sind indessen ziemlich selten, im mittlern Deutschland treten sie nicht häufiger als alle 8 - 10 Jahre
auf. Obgleich die Wurzeln der Buche ziemlich flach verlaufen, ist sie doch sturmfester als z. B.
die Fichte.
[* 32]
Feinden und Gefahren ist die Buche weniger ausgesetzt als die Nadelhölzer,
[* 33] doch nicht frei davon. Vielfach leidet sie durch
Spätfröste. Überhälter (s. d.) erkranken gewöhnlich durch Rindenbrand (s. d.).
Die jungen Pflanzen werden durch Blattfraß verschiedener Rüsselkäfer
[* 34] beschädigt, namentlich aber in den Saatschulen oft
durch einen Pilz,
[* 35] Phytophthora omnivora de Bary, zerstört (Buchenkeimlingskrankheit). Buchenverjüngungen,
nämlich die Bestände der jüngsten Altersklasse, werden durch Fraß der Mäuse, die am untern Stammteil die Rinde abschälen,
häufig stark beschädigt, ganz besonders geschieht dies durch die Feldmaus (Arvicola arvalis Pall.).
Im spätern Alter tritt nicht selten der Buchenkrebs auf, eine die Stämme verändernde Krankheit, die meist
durch einen parasitischen Pilz, Nectria ditissima R. Hart.,
in äußerlich ähnlicher Weise auch durch Einwirkungen des Frostes oder durch die zweier Läuse, Lachnus exsiccator R. Hart.
und Chermes fagi R. Hart.,
hervorgerufen wird. In Norddeutschland werden oft ganze Waldstrecken durch die Raupe des Rotschwanzes (Dasychira pudibundaL.) entlaubt, indessen ohne besonders nachteilige Folgen. Im Holz alter Buche, namentlich in alten
Ästen, tritt der sog. Zunderschwamm auf (Polyporus fomentarius Fr.), er veranlaßt eine
Weißfäule.
Eine sehr beliebte Varietät der gemeinen Buche ist die rotblätterige Blutbuche (Fagus purpurea), ferner finden sich noch Varietäten
mit fiederlappigen, schmal- und spitzlappigen und anders gestalteten Blättern (Fagus incisa, asplenifolia,
cristata u. s. w.). Von den vier amerik. Buchenarten wird in Gärten bei uns nur FagusferrugineaAit. angebaut; sie zeichnet
sich durch große Blätter und röteres Holz aus.
Die Weißbuche oder der Hornbaum (s. d.) gehört nicht zur Gattung Fagus, sondern zu Carpinus.
Die forstlich technische Speciallitteratur über Buche ist ziemlich reich, davon zu nennen: Grebe, Der Buchen-Hochwaldbetrieb
(Eisenach
[* 36] 1856);
Knorr, Studien über die Buchenwirtschaft (Nordhausen
[* 37] 1863);